Zeichnen war schon immer meine Leidenschaft.
Es macht Spaß auf einen weißen, leeren Blatt Papier etwas entstehen zu sehen. Eine Blume wächst daraus empor, ein Baum nimmt Gestalt an, ein Käfer krabbelt vorüber.
Das ist aber nur die eine Seite.
Was über die Kindheit hinaus zum Zeichnen veranlasst, ist das Erkunden, das Verstehen von Gestalt und Form. Man muss zum Fotografieren das Objekt nicht verstanden haben. Um es abzulichten genügt die vorhandenen Technik. Um das Objekt zu zeichnen muss man sich einfühlen. Die lebendige Form muss beobachtet , die Funktionalität erkundet werden. Woher komm die eine Linie? Wie führt sie zur anderen und wie passt alles zusammen? In diesem Sinn ist zeichnen wesentlich mehr als nur die Abbildung des Sichtbaren.
Darüber hinaus soll eine Zeichnung aber auch gefallen. In meinen Zeichnungen und Plastiken möchte ich die Ästhetik der Objekte hervorbringen und das daraus resultierende Verständnis wecken. So habe ich mich bei der Darstellung der subtilen Technik der Bleistiftzeichnung und auch der kontratsreicheren lavierten Tuschezeichnung bedient. Ziel ist das herausarbeiten der reinen der Form ohne Beiwerk. Nur selten sind die Zeichnungen coloriert und wenn, dann zurückhaltend, sich in eine Andeutung von Farbe beschränkend.
Die Zeichnungen
Samen und Pflanzen
Durch meine wissenschaftliche Arbeit mit Samen, konnte ich deren Ästhetik entdecken. Die meisten Samen sind recht klein, manchmal winzig, mehr oder weniger globulär, hell bis dunkelbraun und fast immer unscheinbar.
Manche aber offenbaren ihre Schönheit unter dem Mikroskop. Sie sind bizarr, von erstaunlichem Formenreichtum, perfekt an ihre Aufgaben angepasst. Ganze Welten eröffnen sich unter der mikroskopischen Betrachtung, die eine zeichnerische Darstellung geradezu aufdrängen. Das Gleiche gilt auch für sehr kleine Blumen oder Pflanzenteile. Auch hier werden viele Details erst in der Vergrößerung sichtbar.
Driftwood / Treibholz
Bei der Darstellung sterbender oder bereits abgestorbener Bäume, Ästen und Wurzeln geht es mir um die Ästethik der Vergänglichkeit. Obwohl es sich im korrekten Sinn keineswegs um Driftwood handelt, habe ich den Begriff dennoch gewählt. In meinem Verständniss beschreibt er nicht die Reise durch das Meer, sondern die Reise durch die Zeit.
Ein fast schon abgestorbener sehr alter Baum erinnert mich an einen Absatz aus dem Roman “Die Liebe in den Zeiten der Cholera” von Gabriel Garcia Marquez .
“Der Kapitän sah Fermina Daza an und entdeckte auf ihren Wimpern das erste Glitzern winterlichen Reifs. Dann schauter er Florentino Ariza an, sah seine unerschrockene Liebe und erschrak über den späten Verdacht, dass nicht so sehr der Tod, vielmehr das Leben keine Grenzen kennt.”
Solch ein greiser Baum, treibt aus unglaublichem Lebenswillen auch noch an den letzten verbliebenen Ästen und Zweigen Knospen aus. Er entwickelt neue Äste, ein paar Blätter und manchmal sogar Früchte und scheint die letzten Worte des Zitats zu verbildlichen.
Das genau und ihre außerordentliche Ästhetik veranlasst mich immer wieder diese Bäume zu zeichnen.
Insekten
Der besonderen Reiz bei der Zeichnung von Insekten ist, sie als lebende aktive Wesen darzustellen. Sie haben Ausdruck und den gilt es einzufangen. Auch sie sind oft klein, zunächst unscheinbar und erst beim zweiten Blick – auch der erfolgt meist unter der Lupe oder Mikroskop – offenbart sich ihre Welt. Um zum Beispiel den Ausdruck einer Gottesanbeterin darzustellen, muss man sie in ihrer lebendigen Kommunikation mit ihrer Umwelt beobachten und wahrnehmen. Auch hier geht es nicht nur um eine korrekte Darstellung der Gestalt, sondern um das eigentliche Wesen.
Vita:
1957: geboren in Kaiserslautern
1977: Abitur
1977-1982: Studium der Gartenbauwissenschaften TU Hannover
Abschluß Dipl.Ing.rer argr.
1988-1992 Studium der Biologie, an der Tu Kaiserslautern
Abschluß im Fachbereich Botanik, Dr. rer. nat.
ab 2000: Arbeiten im eigenen Atelier.
– Zeichnungen in Bleistift, colorierte Bleistiftzeichnungen
– lavierte Tuschezeichnungen, z.t. coloriert
– Skulpturen in Keramik und Bronze
– Porzellanmalerei